Das Walberla bei Nacht oder: Das Leid eines Fotografen.
Neowise, der so außergewöhnlich nahe, hell leuchtende, mit seinem Schweif aus Licht glänzende Komet, war gestern.
An den Hotspots versammelten sich unzählige Menschen. Manche andächtig ruhig, auf Decken oder Hockern, Gruppen die Party machten, und Fotografen die mit weißen und roten Stirnlampen aufgeregt diskutierten oder die Bäume zusätzlich in buntes Licht tauchten.
Die Sommernächte müssen genutzt werden. Wie ein Eichhörnchen sammle ich die Ruhe und den Frieden, die die Nacht verbreitet. Sammelte müsste ich eigentlich sagen, denn Ruhe findet man nur noch selten.
Nachts war ich noch nie auf dem Walberla, aber er stand schon lange auf meinem „inneren Zettel“.
Eigentlich heißt der Berg ja „Ehrenbürg“, aber das sagt keiner. Die Hl. Walburga, der die kleine Kapelle geweiht ist, wird die Verballhornung verzeihen. Der angekündigte Regen blieb aus, der Mond war nur eine schmale Sichel, also wollte ich mir meinen Wunsch erfüllen.
Den Aufstieg wählte ich von Kirchehrenbach aus, einfach weil das der bequemere Weg (vor allem für den Abstieg) ist.
Die Sonne war gerade untergegangen, als ich um 21:30 Uhr am Kreuz vorbei kam.
Viele Fotografen standen schon am Abhang, mit schwerem Gerät und hohen Stativen. Mein Ziel aber war der Sternenhimmel mit der Kapelle. Ich stand also mit dem Rücken zu ihnen. Der Wind pfiff ganz ordentlich auf den 530 m und er war auch recht kühl. Aber ich hatte vorgesorgt: Jacke, Mütze, Handschuhe, heißen Tee.
Langsam wich das Abendrot der Dunkelheit.
Um 22:30 Uhr startete ich das LiveComposit Programm meiner Olympus. LC ist eine besondere Langzeit Belichtungsmethode, mit der sich kreative Strichspuraufnahmen realisieren lassen.
Nach einer ¾ Std. flog ein Satellit quer über das Foto, Elon Musk lässt grüßen.
Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, also neu beginnen.
Um Mitternacht wurden die Menschen unruhig. Manche wollten nach Hause, andere suchten sich einen gemütlichen Schlafplatz. So kam die große Stunde der Stirnlampen, Handy Taschenlampen und Akkustrahler.
Erst versuchte ich das Objektiv zu schützen, indem ich meine Mütze drüber legte, aber es hatte keinen Sinn und so musste ich nach 1 Std. abbrechen.
Fazit: Es war eine schöne Nacht – aber leider ohne Fotografenglück.
Eine Woche später habe ich es noch einmal versucht.
Nach 1 Stunde wurde der Nebel zu stark – und ich musste wieder abbrechen.